Gummiboden

Zustand vor Restauriereung - Foto: Wiesauer & Co

Josef Frank und Oskar Wlach haben in der Villa Beer nur sehr wenig Farbe in der Architektur eingesetzt. Laut Frank sollten und durften die Möbel, die Teppiche und Vorhänge – das Leben der Bewohner:innen – bunt sein. Einzige Ausnahme ist der grüne Gummiboden, der in einigen Bereichen verlegt wurde. Es ist sicher kein Zufall, dass im Haus eines Gummifabrikanten ein für die damalige Zeit derart neuartiges Produkt zum Einsatz kam. Dieser Boden aus Naturkautschuk wurde in den Funktionsräumen, der Anrichte, dem Service-Bereich, auf der Treppe, die alle Geschoße verbindet, und im gesamten Dachgeschoss eingesetzt. Auch das Zimmer des Sohnes Hans, damals zehn Jahre alt, wurde damit ausgestattet. Die meisten der Gummiböden waren noch erhalten, allerdings hatte die UV Strahlung dafür gesorgt, dass die Farbe ausgeblichen und die Elastizität verloren gegangen war, was zu einer starken Rissbildung geführt hatte. Dies zusammen mit der Verklebung von später darüber verlegten Böden war für den schlechten Gesamtzustand verantwortlich.

Wie bei allen anderen aus der Bauzeit vorhandenen Materialien und Oberflächen war unser Ziel auch die Gummiböden zu bewahren. Leider kamen die von uns hinzugezogenen Expert:innen zu keinem praktikablen Lösungsvorschlag – es gibt tatsächlich kaum vergleichbare Böden aus dieser Zeit. So fassten wir schließlich den schweren Entschluss die meisten bauzeitlichen Gummiböden zu entfernen und einige wenige mit einem neuen zu überdecken. Nur in einem sehr kleinen Bereich sollte dieser Boden in seinem gealterten Zustand gezeigt werden.

Zu unserem großen Glück fragte unser Holzrestaurator, Siegfried Wiesauer (wiesauer-co.at/), noch gerade rechtzeitig, ob er einen Sanierungsversuch mit seinem „Holzwissen“ machen dürfe. Nach einigem Experimentieren fand er eine Vorgehensweise, die zu einem erstaunlich guten Ergebnis führt und die auch das originale Grün wieder zum Vorschein bringt. Das restaurierte Probestück wurde im Labor des Bundesdenkmalamtes untersucht und für sehr gut befunden. Es sind tatsächlich einige Arbeitsschritte notwendig: zu allererst wird der Boden mit einem Trockeneis-Strahl gereinigt. Danach wird die Oberfläche vorsichtig möglichst dünn abgeschliffen, um Unebenheiten und Restverschmutzungen zu entfernen. In einem nächsten Schritt werden Risse und Löcher mit einem grün eingefärbten Naturwachs verspachtelt und zuletzt wird eine Art „Versiegelung“ mit farblosem Wachs aufgebracht, um eine homogene Oberfläche zu erhalten und einen gewissen Schutz zu gewährleisten

Nun wird das Verfahren gerade in einem ersten Zimmer angewandt, um zu testen, ob diese Vorgehensweise auch auf größeren Flächen umsetzbar ist. Wir sind sehr gespannt und werden berichten.

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