Eines der heikelsten Themen bei der Sanierung war der Fassadenputz, ist es doch die erste und größte Fläche, die man vom Haus sieht.
Neben der Materialität spielt vor allem auch die Farbe eine entscheidende Rolle, die das Bild der Häuser der Moderne maßgeblich prägte. Zeitgenössische Berichte sprechen oft von „weißen Kuben“, die charakteristisch für die Architekturmoderne sind. Aber war dieses Weiß wirklich so weiß, wie wir es heute kennen und verstehen? Wahrscheinlich nicht! Die Sehgewohnheiten haben sich geändert, und damals gab es noch keinen derart weißen Verputz oder so helle Farben.
Die gründliche Untersuchung durch unser Restaurator:innen Team unter der Leitung von Alexandra Sagmeister und Susanne Wutzig hat uns hier spannende Antworten geliefert. Trotz mehrmaliger Überarbeitung der Fassade im Laufe der Jahre waren unter den neuen Anstrichen und Verputzen noch große Flächen des Originals aus der Errichtungszeit vorhanden. Durch chemische Analysen und Erfahrungswerte ließ sich das ursprüngliche Material und die Farbe sehr gut bestimmen.
Leider war der vorhandene historische Putz aber nicht mehr in einem ausreichend guten Zustand, um ihn sichtbar erhalten zu können: rund 35% fehlen komplett, der Rest war durch die späteren Überarbeitungen entstellt.
Zahlreiche Testreihen und Musterflächen mit verschiedenen Materialien haben uns schließlich zu einer Lösung eines dünnen Überriebputzes geführt, der dem historischen Original sehr nahekommt und gleichzeitig bessere technische Eigenschaften mitbringt. Vor allem war es wichtig ein Material zu finden, das sich gut mit dem noch vorhandenen originalen Grundputz verbindet, den wir aus Denkmalschutzgründen unbedingt erhalten wollten. Zum anderen war es auch wichtig, dass der neue Putz am Ende nicht stärker aufträgt, damit die Anschlüsse und Kanten ihre ursprüngliche Form behalten.
Im nächsten Schritt musste noch die Körnung des beigemengten Sandes genau bestimmt werden, damit die Struktur des neuen Überriebs dem Original möglichst nahekommt. Die feine Körnung einer maximalen Korngröße von 2mm wird aber heute nicht mehr erzeugt und so musste der Sand für das richtige Ergebnis händisch ausgesiebt werden.
Am Ende wurde noch die richtige Bewegung beim Verreiben des Materials mit den Mitarbeitern gefunden: Damit keine sichtbaren „Arbeitsgrenzen“ entstehen, haben am Ende 12-15 Menschen gleichzeitig auf allen Gerüstebenen gearbeitet und jede Hausseite in einem Tag mit dem neuen Überriebputz überzogen.
Jetzt ist das Gerüst abgebaut, das Haus präsentiert sich in seiner ursprünglichen Anmutung und wir finden der Aufwand hat sich gelohnt.










