Besuch von Josef Franks Bauten im Piestigtal – Waidmannsfeld, Neusiedl / Ortmann

Am 24. März haben wir gemeinsam mit Maria Welzig die Häuser von Josef Frank besucht, die im Auftrag der Familie Bunzl in den Jahren 1914 bis 1923 rund um die Papierfabrik Bunzl (heute SCA – Essity) erbaut wurden. Maria Welzig hat diese Exkursion für uns geplant und organisiert.

Unsere erste Station war das Haus Bunzl, errichtet 1914 für Hugo und Olga Bunzl, das erste von Josef Frank entworfene Wohnhaus, das realisiert wurde.

Dieses Haus für die Eigentümerfamilie der Papierfabrik besticht durch seine reduzierte Schlichtheit und überschaubare Größe. Das Haus ist in einfacher Holz-Blockbauweise errichtet und weiß gestrichen. Nur der überdimensional wirkende Kamin ist gemauert, wobei zwei Fenster in diesem Bauteil die Funktion des Kamines konterkarieren. Die heutigen Bewohner des Hauses haben uns freundlich empfangen und wir konnten neben der Raumstruktur auch die Einbaumöbel und viele weitere Details besichtigen, die zum Teil an die Villa Beer erinnern. Vor allem die Gesamtanlage von Haus und Gartens zeigen deutlich Franks „Handschrift“ – die Einbindung der Natur war Frank schon bei der Planung dieses Hauses wichtig.

Unsere zweite Station war das Haus Herzberg-Fänzel, 1923 für den Direktor der Fabrik in unmittelbarer Nähe errichtet. Auch hier wurden wir äußerst freundlich von den heutigen Bewohnern, Nachfahren der Familie Bunzl, empfangen und mit viel Informationen zur Geschichte des Hauses und der Familie durch die Räume geführt. Durch einen Anbau und zahlreiche Renovierungen ist das Haus nicht mehr ganz in seiner ursprünglichen Form erlebbar, dennoch finden sich zahlreiche Gestaltungsdetails, die die Ideen von Frank spürbar machen.

Nach einem Mittagessen konnten wir noch die Arbeitersiedlung in Waidmannsfeld besuchen und sogar ein Haus begehen. Auch hier sind die Raumideen Franks, natürlich auf kleinstem Raum, erlebbar. Jedes der Häuser hat einen eigenen Garten sowie Terrassen oder Balkone. Selbst die stark überformte Siedlung in der Stadtiongasse lässt noch erahnen, in welcher Qualität hier Wohnraum für die Mitarbeiter der Papierfabrik geschaffen wurde. Leider sind die weiteren von Frank geplanten Siedlungen nicht realisiert worden.

Unsere letzte Station  war das 1921 erbaute Kindertagesheim, das heute als Kindergarten genutzt wird. Dieses Haus steht auch formal schon sichtbar in der Moderne. Das Flachdach mit Terrassen, die nur durch großen Fenster und den doppelgeschoßigen Eingang gegliederte Fassade erinnern an den internationalen Stil, den man vor allem hier am Land nicht vermutet. Auf den ersten Blick scheint das mächtige Eingangsportal ungewöhnlich zentral angeordnet, in Wahrheit ist hier aber nichts in der zentralen Achse – sehr Frank, sehr schön!

Dank an Maria Welzig, für diesen bereichernden Tag!

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